Burgtheater „Paula und die grosse Pause“
Es war nicht allen klar, dass das Kind die Burgherrin spielt. Idealerweise tut es dies aber. Wenn das Kind Schwierigkeiten hat die innere Wächterin zu überzeugen, dann kann man als Lehrperson eingreifen, um Selbstakzeptanz zu formulieren.
LP = Lehrperson
LP: Hallo, Paula. Wie geht es dir? Du siehst traurig aus…
Paula: Ich möchte nicht in die grosse Pause gehen.
LP: Warum denn nicht?
Paula: Die anderen Kinder sind fies zu mir. Einmal hat mich Marc in den Bauch geboxt. Und manchmal möchten die Mädchen nicht mit mir spielen. Ich habe Angst, dass diese Sachen wieder passieren.
LP: Möchtest du denn gerne in die grosse Pause gehen?
Paula: Eigentlich schon, aber ich habe Angst.
LP: Möchtest du weniger Angst haben?
Paula: Ja, aber ich weiss nicht wie das geht. Die Angst ist so stark.
LP: Ich weiss etwas, das dir helfen könnte. Du hast also Angst vor der grossen Pause. Hast du in deinem Leben auch schon einmal etwas Mutiges gemacht?
Paula: Ja, ich bin vom 3m gesprungen.
LP: Wow! Das ist sehr mutig! Bist du nun ein ängstliches oder mutiges Mädchen?
Paula: Beides.
LP: Richtig! Du hast also beides in dir, Angst und Mut. Stell dir nun vor, dein Körper wäre wie ein Burg und deine Gedanken und Gefühle stammen von Burgbewohnerinnen, die in deiner Körperburg wohnen, man nennt sie DIE BURGGEMEINSCHAFT. Und diese Burgbewohnerinnen sind bekannt, ich stelle dir drei vor: die aufmerksame Wachfrau (Sicherheit), die stolze Heerführerin (Mut) und die weise Burgherrin (Chefin). Nicht du hast also Angst, sondern die aufmerksame Wachfrau in dir. Wir wollen nun herausfinden, wie dir deine Burggemeinschaft bei deiner Angst helfen kann. Dazu spielen wir mit diesen Karten ein kleines Theater. Du stellst dir dabei vor, dass du in deinen Kopf sehen kannst und deine Burgbewohnerinnen beobachten kannst. Einverstanden?
Paula: Ja.
LP: Also. Stell dir nun vor, es ist kurz vor der grossen Pause und diese Angst kommt in deinen Kopf. Welche Burgbewohnerin kommt auf die Idee, Angst zu haben?
Paula: Die aufmerksame Wachfrau.
LP: Gut. Kommt also die aufmerksame Wachfrau zur Burgherrin und sagt ihr was?
Paula: Ich habe Angst, dass die anderen Kinder in der grossen Pause fies sind zu mir.
LP: Gut. Und was kann die weise Burgherrin ihr antworten?
Paula: du musst keine Angst haben. Im letzten halben Jahr waren die anderen Kinder nur 3x fies. Meistens geht es ja gut.
LP: Gut. Was ist jetzt mit der Wachfrau? Hat sie keine Angst mehr?
Paula: Doch, sie hat immer noch Angst.
LP: Gut. Was kann die Burgherrin jetzt machen?
Paula: Ich weiss es nicht. Das ist eben mein Problem. Sie weiss, dass die anderen Kinder nicht immer fies sind, aber sie hat immer noch Angst.
LP: Gut. Jetzt machen wir es mal so, dass du die Karte der Wachfrau nimmst und ich spiele mal deine Burgherrin. Kannst du mir nochmal sagen, wovor du Angst hast?
Paula als Wachfrau: Ich habe Angst vor der grossen Pause.
LP als weise Burgherrin: Liebe Wachfrau. Das ist okay. Du darfst Angst haben. Du bist für dieses Gefühl und für die Sicherheit auf dieser Burg zuständig. Deshalb bin ich nicht überrascht, dass du mit diesem Anliegen kommst. Aber: Du bist nicht die Einzige, die auf dieser Burg wohnt. Mich würde interessieren, was die stolze Heerführerin zur grossen Pause meint. Jetzt kannst du die stolze Heerführerin spielen.
LP als Burgherrin: Heerführerin, hast du auch Angst vor der grossen Pause?
Paula als Heerführerin: Nein, ich doch nicht. Meistens geht es ja gut. Und wenn die anderen Kinder fies sind, könnte ich es immer noch der Pausenaufsicht sagen.
LP: Sehr gut. Jetzt hören wir auf Burgtheater zu spielen. Was hast du gelernt?
Paula: Ich habe gemerkt, dass ich, also meine aufmerksame Wachfrau, Angst haben darf. Aber dass ich auch Mut in mir habe.
LP: Sehr gut. Du kannst es morgen vor der grossen Pause gleich mal ausprobieren. Spiele dieses Burgtheater, wir sagen auch Burgrat, immer wieder in deinem Kopf, wenn sich die aufmerksame Wachfrau mit ihrer Angst bei dir meldet. Bitte erzähle mir dann, wie es gelaufen ist.