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Fachpersonen

Psycholog:innen, Pädagog:innen, Aerzt:innen

Einleitung

Der Erfinder der Burggemeinschaft -Kinderarzt Johannes Greisser- hat das Modell aufgrund seiner Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern mit seelischen Herausforderungen entwickelt. Zur Verdeutlichung der Vorgehensweise und zur einfachen Einführung in das Modell hat er das Kinderbuch

die geheimnisvolle Holztruhe” geschrieben, welches er in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychologin Joëlle Gut mit einem Set von Charakterkarten ergänzt hat. In der Therapie kann in einem ersten Schritt mit Hilfe des Buches ein Einblick in das Modell der Burggemeinschaft gegeben werden. Danach kann das Kind mit Hilfe des Kartensets sein eigenes inneres Team zusammenstellen. Dadurch erlangt das Kind in schwierigen Situationen die Kontrolle über die eigenen Gefühle und sein Verhalten zurück. Die eigenen Ressourcen werden dadurch aktiviert und das Kind kann längerfristig zu einem besseren Selbstwertgefühl und zu innerer Zufriedenheit finden.

2) Einführung in das Modell der Burggemeinschaft

Das Modell der Burggemeinschaft basiert auf Überlegungen des inneren Teams, welches in den Neunzigerjahren durch Friedemann Schulz von Thun bekannt gemacht wurde und kombiniert Elemente der Schematherapie und der emotionsfokussierten Therapie.

Gemäss dieser entstehen Emotionen als automatische Bewertungen komplexer situationsbezogener Informationen und werden von unseren Bedürfnissen, Zielen, Wünschen und unserem Wohlbefinden geleitet. In sich ständig wandelnden äusseren Gegebenheiten helfen uns Emotionen, uns rasch (vorbewusst) zu organisieren und automatisch zu schnellem, angepasstem Handeln zu leiten. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit und beeinflussen dadurch unsere Verarbeitungs – und Entscheidungsprozesse. Greenberg und Paivo (1997) führen den Begriff von emotionalen Schemata ein, welche als organisierte Gedächtnisstrukturen betrachtet werden, die automatisch und vorbewusst Informationen verschiedener Funktionsebenen verarbeiten. Emotionale Schematas basieren auf kognitiven, affektiven und verhaltensbezogenen Prozessen. Sie werden  durch innere und äussere Ereignisse aktiviert und generieren Emotionen und Verhaltensreaktionen und bilden darüber hinaus die Basis unserer Selbstorganisation. In jedem Moment werden im Menschen emotionale Schematas aktiviert und bilden die Basis unseres Erlebens und Verhaltens. Je nachdem, welche Schematas in welcher Situation aktuell gemeinsam aktiviert werden, kann sich jemand in seiner Selbstorganisiation z.B. schüchtern oder selbstsicher, traurig oder hocherfreut fühlen. Je nach früheren (Lern-)Erfahrungen in der Kindheit und genetischer Disposition kann dies zu problematischen emotionalen Reaktionen und zu dysfunktionalem Selbsterleben führen. Gefühle wie sich ungeliebt, schwach oder inkompetent zu fühlen können die Folge davon sein. Darüber hinaus sind Emotionen ein wichtiger, wenn nicht primärer Motivator, für unser Tun oder Nicht-Tun. Wir suchen aktiv nach angenehmen Gefühlen wie Freude, Stolz, Spass, Liebe und vermeiden unangenehme Gefühle wie Scham oder Angst.

Das innere Team nach Friedemann Schulz von Thun bildet eine weitere wichtige Grundlage des Modells der Burggemeinschaft: Schulz von Thun fokussiert auf die  Pluralität des menschlichen Innenlebens oder Teile der Persönlichkeit und will mit seinem Modell die “Innenseite” der Kommunikation betrachten. Damit meint er, dass wir Menschen selten eine einzige Meinung zu einem Thema oder einer Situation besitzen, sondern in uns innen mehrere Meinungen, Ansichten oder sogenannte Anteile existieren.  Wegen dieser Pluralität sind sich die Anteile oft uneinig und können uns selber verunsichern. Dadurch wird auch die Kommunikation mit unseren Mitmenschen und/oder unser Verhalten nicht eindeutig. Bei zu starker innerer Meinungsverschiedenheit kann dies innerlich als anstrengender Kampf wahrgenommen werden und bis hin zu Verhaltensblockaden oder Lähmungen führen. In seinem Modell stellt er das menschliche Innenleben mit der Metapher eines Teams und seines Leiters dar und leitet uns an, den Prozess der Selbstklärung einzuleiten. Dabei ist er der Überzeugung, dass diese inneren Stimmen, welche die jeweiligen Mitglieder des inneren Teams haben, wichtig sind und ihren Platz haben dürfen. Durch den Leiter des inneren Teams können diese angehört werden. Letztendlich entscheidet jedoch der Leiter und nicht ein einziger innerer Anteil, welches die richtige Kommunikation oder Reaktion auf die verunsichernde Situation ist.

Es gibt im Modell des inneren Teams keine vordefinierten Teammitglieder, das Kind muss sie mit einem hohen Mass an Introspektions- und Reflexionsfähigkeit selber finden. Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger ist dies für sie. Während der Arbeit mit dem inneren Team hat Johannes Greisser bemerkt, dass seine Klienten regelhaft die gleichen Teammitglieder eruieren. Könnte man diese also noch von Beginn weg anbietenund so dem Kind den Zugang zu seinem inneren Team erleichtern? Er fasst diesen Ansatz folgendermassen zusammen:

«So wie wir alle zwei Augen und eine Nase besitzen, besteht auch unser inneres Team aus den gleichen (universell gültigen) Teammitgliedern. Die Gewichtung kann unterschiedlich sein, aber jeder Mensch kennt Angst, Mut, Kritik oder Liebe. Wenn wir das begreifen, dann haben wir die Möglichkeit, uns und einander besser zu verstehen und mitfühlender zu handeln».

Aufgrund dieser Erkenntnis, wurden diesen universell gültigen Teammitgliedern definierte Namen geben, auf welche sie stolz sein können (sehr wichtig, wer will schon „Ängstlicher“ heissen?) und welche ihre Aufgabe innerhalb des Teams ausdrücken. Das ist die Basis des Modells der Burggemeinschaft und dadurch ist ein kindsgerechtes, visualisiertes Modell des inneren Teams entstanden, welches dem Kind einen direkten Zugang zu seinen Persönlichkeitsanteilen ermöglicht.

3) Anwendungsmöglichkeiten

Das Modell der Burggemeinschaft kann in allen herausfordernden Situationen, in welchen Gedanken, Gefühle oder Körperwahrnehmungen das eigene Wohlbefinden oder die Interaktion in einer Gruppe, beeinträchtigen zum Einsatz kommen.

Gemäss unserer Erfahrung eignet sich das Modell im Speziellen in folgenden Situationen:

  • Dysfunktionales Selbsterleben, das u.a. zu Mühe mit der Entscheidungsfindung führen kann
  • tiefer Selbstwert (die strenge Richterin ist am Werk…)
  • Angststörungen (der aufmerksame Wachmann hat viel zu tun …)
  • Zwangsstörungen (die strenge Richterin lässt wieder grüssen …)
  • Impulskontrollstörungen (der feurige Ritter ausser Rand und Band …)
  • Perfektionismus (für die stolze Heerführerin zählt nur das Beste …)
  • Ein- und Durchschlafstörungen («Geht in eure eigenen Zimmer!»)
  • psychosomatischen Symptomen («Wer hat hier Bauchweh?»)
  • Traumen (der verletzte Prinz braucht Hilfe)
  • Burnouttendenz (der pflichtbewusste Bauer braucht eine Pause …)
  • Zukunftssorgen (der misstrauische Berater blickt sorgenvoll in die Zukunft …)

4) Konkretes Vorgehen

Das konkrete Vorgehen wird im Kinderbuch „die geheimnisvolle Holztruhe“ (auf den letzten 4 Seiten) kurz, in der Anleitung des Charakterkartensets ausführlich und mit Beispielen veranschaulicht, beschrieben. Es wird empfohlen, das Charakterkartenset zusammen mit dem Kinderbuch «die geheimnisvolle Holztruhe» anzuwenden.​

5) Literaturliste:

  • Schulz von Thun F (2001), Das „Innere Team“ und situationsgerechte Kommunikation, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN-10: 3499605457
  • Greenberg LS, Paivio SC (1997), Working with emotions in psychotherapy. New York, NY: The Guilford Press, ISBN 1572302437.

Autorin dieses Textes: lic. phil. Jöelle Gut, Kinder- und Jugendpsychologin, Bern (CH), http://www.psychologin-psychotherapie.ch/

Konkrete Beispiele, Erklärungen zu möglichen Anwendungsmöglichkeiten und weiterführende Informationen finden Sie zudem auf der Seite der Charakterkarten:

CharakterkartenPsychologiePädagogik

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