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Psychologie

Sind Sie als Psycholog:in auf der Suche nach Tools, welche Kindern und (fantasievollen) Teenagern und Erwachsenen rasch einleuchten und ebenso schnell umsetzbar sind? Dann sind Sie bei der Burggemeinschaftmethode richtig! Nachfolgend machen wir Ihnen einen Vorschlag, wie ein paar typische Konsultationen mit Anwendung der Burggemeinschaftmethode aussehen könnten. Als Arbeitsmaterialen benötigen Sie dafür die Burggemeinschaft-Charakterkarten mit gedruckter Anleitung.

Es handelt sich beim unten stehenden Text lediglich um eine Anregung. In Abhängigkeit vom Tempo des Kindes und Ihren Erfahrungswerten sind Anpassungen notwendig.

Erste Konsultation

Ziel: Das innere Team und die Burggemeinschaft kennenlernen.

1. Ausgangslage erfragen. In etwa: «Welches Thema möchtest du heute besprechen?»

2. Nachfragen, ob das Kind das innere Team kennt?

3. Möglichkeit, das Buch «Die geheimnisvolle Holztruhe» an dieser Stelle vorzulesen. Alternativ können Sie zuerst untenstehende Einführung zum inneren Team geben und die Geschichte danach vorlesen. Erklärung geben, worum es sich beim inneren Team handelt und wie es bei der Lösung der Herausforderung behilflich sein kann. Hier ein Vorschlag: «Dein inneres Team kann dir helfen, für deine Herausforderung oder gefühlt schwierige Situation eine Lösung zu finden, so dass du diese Herausforderung gut meistern kannst. Deshalb werde ich dir das innere Team jetzt gerne am Beispiel des Montagmorgenweckers vorstellen: Wie ist es bei dir am Montag- morgen? Wenn der Wecker klingelt (oder dein Handy oder wenn jemand von deinen Eltern dich weckt) – stehst du dann immer sofort auf?» Viele Kinder haben am Montagmorgen Motivationsschwierigkeiten, weshalb Sie fragen können: «Welche Stimme meldet sich als erstes in deinem Kopf?» Häufig meldet sich beim Kind zuerst eine gemütliche Stimme und der Wunsch, am liebsten im Bett zu bleiben. «Also bleibst du den ganzen Morgen im Bett?», können Sie zum Beispiel nachfragen, worauf das Kind antworten wird: «Natürlich nicht. Ich muss doch zur Schule!». Daraufhin können Sie das Kind darüber informieren, dass es sich bei dieser Aussage um eine pflichtbewusste Stimme handelt. Als nächstes wird das Kind darauf aufmerksam gemacht, dass sich diese zwei Stimmen grundsätzlich widersprechen: «Die gemütliche Stimme ist fürs Liegenbleiben, die pflichtbewusste fürs Aufstehen. Wer entscheidet nun?» – «Ich!», antworten die Kinder meist. Eine mögliche Reaktion darauf: «Genau. Du bist der Chef dieser Stimmen und kannst entscheiden, ob du gleich aufstehen willst oder vielleicht einen Kompromiss vereinbarst, indem du noch fünf Minuten liegenbleibst.»

4. Burgmetapher einführen: «Stell dir nun diese Stimmen als einzelne Teammitglieder in deinem Kopf vor, dann hast du schon einen Teil deines inneren Teams entdeckt: ein gemütliches, ein pflichtbewusstes Teammitglied und den Chef. Stell dir weiter vor, dass dein Körper wie eine Burg ist, und diese Teammitglieder sind Burgbewohnerinnen und Burgbewohner in deiner Körperburg.»

5. Sie legen die bereits erwähnten drei Burgbewohner auf den Tisch: den lustigen Hofnarren, den pflichtbewussten Bauern und den weisen Burgherrn . Dazu geben Sie folgende Erklärung:
«Der lustige Hofnarr steht am Morgen nicht gerne auf und macht das, worauf er Lust hat. Der pflichtbewusste Bauer ist sehr fleißig und möchte daher sofort aufstehen, wenn der Wecker klingelt. Der weise Burgherr ist der Chef, sehr alt und weise und entscheidet daher, was du machst.»

6. Vorstellen von zwei anderen Burgbewohnern und den entsprechenden Karten: «Hast du in deinem Leben schon einmal Angst gehabt?» Das Kind nennt ein Beispiel, worauf Sie antworten können: «Das war der aufmerksame Wachmann in dir.» Dann legen Sie die Karte des aufmerksamen Wachmanns hin. «Hast du schon einmal etwas Mutiges getan?» Das Kind nennt ein Beispiel. Sie sagen. «Das war der stolze Heerführer in dir», und legen die Karte des Heerführers hin.

Wichtig: In dieser Phase ist es entscheidend, dass das Kind die Burggemeinschaft als Teil seiner selbst annimmt und realisiert, dass diese Teilpersönlichkeiten in ihm existieren. Wie oben aufgeführt, kann es in diesem Zusammenhang hilfreich sein, wenn nach einem konkreten Erlebnis zum entsprechenden Gefühl gefragt wird. Wenn das Kind diesen Schritt nicht vollziehen kann, ist der supportive Effekt des Modelles eingeschränkt und es braucht alternative Zugangswege zur Innenwelt des Kindes.

7. Hausaufgaben:

  • Übersicht der Burggemeinschaft abgeben, damit sich das Kind im Alltag an die einzelnen Burgbewohnerinnen und Burgbewohner erinnern kann (die Übersicht steht als kostenloses PDF auf der Website www.burggemeinschaft.ch zur Verfügung).
  • «Bitte achte bis zum nächsten Mal auf deine inneren Stimmen und versuche sie jeweils einem Burgbewohner (bei Mädchen: Burgbewohnerin) zuzuordnen. Frage dich also immer wieder, von welchem Mitglied der Burggemeinschaft ein Gedanke oder ein Gefühl stammt.»

Zweite Konsultation

Ziel: das aktuelle Problem des Kindes anhand der Burggemeinschaft explorieren.

Das Kind wird zuerst gefragt: «Wie ist es dir ergangen? Konntest du innere Stimmen einzelnen Mitgliedern der Burggemeinschaft zuordnen?»

Fachperson: «Nun kommen wir zu deiner Herausforderung.» Hier die Herausforderung des Kindes benennen und bestätigen lassen. Als Beispiel nehmen wir hier ein Kind mit Prüfungsangst. «Du hast mir das letzte Mal gesagt, dass du Angst vor Prüfungen hast. Welche Gedanken hast du vor oder während einer Prüfung? Wie fühlst du dich? Was spürst du in deinem Körper?»

Das Kind beschreibt seine Angst/seine Herausforderung möglichst präzise. Sie legen eine aus Ihrer Sicht relevante Auswahl der Burgbewohnerinnen oder Burgbewohner rechts oder links neben das Kind auf den Tisch, so dass vor dem Kind noch freier Platz bleibt. Nun geht es darum, dass das Kind seine inneren Stimmen zum betreffenden Thema verbalisiert und versucht, diese einem Mitglied der Burggemeinschaft zuzuordnen (siehe die detaillierte Vorgehensweise dazu im Fallbeispiel am Ende dieser Anleitung). Wenn das Kind eines davon identifiziert hat, kann es dieses nehmen und vor sich hinlegen. Es gibt Kinder, die sehr intuitiv diese inneren Stimmen voneinander abgrenzen und den entsprechenden Burgbewohnerinnen oder Burgbewohnern zuordnen können, während andere Kinder deutlich mehr Unterstützung und Anleitung benötigen. Ziel bleibt aber, dass das Kind sein inneres Team mit einem notwendigen Minimum an Unterstützung selbst entdeckt. Die weise Burgherrin wird dabei oberhalb der anderen hingelegt, um Ihre Sonderstellung als Chefin zu visualisieren.

Wenn das Kind die für sein Problem relevanten Burgbewohnerinnen oder -bewohner identifiziert hat, wird die Alltagssituation durchgespielt: Wer meldet sich als Erstes? Beim Beispiel Prüfungsangst wäre es die Angst (der aufmerksame Wachmann), welcher sich lautstark meldet. Nun können Sie die Signalhornkarte neben die Burgherrin legen: Sie signalisiert, dass das Kind (also die Burgherrin in ihm) in der Alltagssituation innehalten und kurz reflektieren soll. Dies geschieht anhand des Burgrats. Um den Ablauf des Burgrats zu visualisieren, kann nun die Burgratskarte auf die andere Seite neben die Burgherrin gelegt werden. Im Kinderbuch «Die geheimnisvolle Holztruhe» finden Sie auf den Seiten 42 bis 45 eine Beschreibung des Burgrats. Im Fallbeispiel unter Punkt 5) ist aufgeführt, wie dieser Burgrat beim Thema Prüfungsangst aussehen könnte.

In der Alltagssituation reicht die Zeit nicht für einen ausführlichen Burgrat. Hier reicht es, wenn das Kind im Sinne der Disidentifikation realisiert, dass starke Gefühle (zum Beispiel Angst) oder schwierige Gedanken («Das schaffe ich nie!») von Burgbewohnerinnen und Burgbewohnern stammen, welche nur ein Teil seiner selbst sind. Das Kind kann sich als weise Burgherrin diesen kurz und mitfühlend zuwenden, dann bleibt es in der Selbstwirksamkeit.

Abschluss der zweiten Konsultation und Hausaufgaben:

Fachperson: «Was hast du heute gelernt?» Vom Kind beschreiben lassen, was es gelernt und verstanden hat. Dies bestätigen oder ergänzen: «Heute haben wir gesehen, dass der Wachmann große Angst vor Prüfungen hat. Du, also deine weise Burgherrin, kannst ihn bewusst wahrnehmen und einen Burgrat einberufen, wenn du merkst, dass die Angst zu groß wird. Du kannst dann ‹innere Helfer› herbeiholen wie zum Beispiel die stolze Heerführerin.»

Das Kind kann zum Abschluss und zur Veranschaulichung, wenn noch Zeit bleibt, seine gezogenen Burggemeinschafts-Charakterkarten selbst zeichnen, um damit einen Bezug zur Aufgabe zu haben und diese nicht zu vergessen. So kann dann gegebenenfalls Zuhause auch das Gespräch mit den Eltern entstehen und das Kind erklärt diesen noch einmal, was es mit den Karten auf sich hat. Das Kind soll ermutigt werden, mit einer einfachen Aufgabe zu beginnen, wenn es mehrere zur Auswahl hat (je nach Thema vorbesprechen, welche Situationen eintreffen könnten und bei welcher es das gelernte Vorgehen umsetzen könnte). Wenn Interesse besteht, kann den Eltern auch empfohlen werden, das Charakterkartenset zu erwerben, damit das Kind die Karten im Alltag immer wieder anschauen und somit den Umgang mit seinen Burgbewohnerinnen oder Burg- bewohnern besser trainieren kann.

Fallbeispiel

Dritte Konsultation

Ziel: Erfahrungen mit dem inneren Dialog erfragen und das Konzept der Burggemeinschaft festigen; die Ab- sichten der Burgbewohnerinnen und -bewohner erläutern).

Fachperson: «Wie ist es dir ergangen? Wie konntest du mit deiner Herausforderung umgehen? Hat dir deine Burggemeinschaft geholfen?»

Das Kind erzählt nun seine Erfahrungen bezüglich seines aktuellen Problems. Es darf zur Veranschaulichung die selbstgezeichneten Burgbewohnerinnen oder -bewohner oder auch die vorliegenden Charakterkarten nehmen. Die Erfolge und das Verstehen des Modelles werden hier gewürdigt, so dass das Kind motiviert ist, noch weitere Herausforderungen einzuüben.

Ein Schwerpunkt dieser Konsultation ist, dass das Kind realisiert, dass es alle Burgbewohnerinnen und -bewohner gut mit ihm – also mit seiner weisen Burgherrin – meinen. Denn, auch vermeintlich unangenehme Persönlichkeitsanteile wie Angst (der aufmerksame Wachmann), Wut (der feurige Ritter), Kritik (die strenge Richterin) und Pessimismus (der misstrauische Berater) haben gute Absichten.

Zu diesem Zweck werden die für das Kind relevanten Charakterkarten nochmals vorgelegt und die Rückseite der betreffenden Burgbewohnerin oder des Burgbewohners wird mit dem Kind genau angeschaut. An dieser Stelle verweisen wir auf Abschnitt 4) dieser Anleitung, in welchem die einzelnen Mitglieder der Burggemeinschaft und deren Absichten im Detail beschrieben werden.

Konkret könnten Sie an dieser Stelle beispielsweise sagen: «Es wäre besser, wenn der feurige Ritter nicht in der Burg wohnen würde. Ohne Wut würde es dir viel besser gehen. Was denkst du darüber?» Das Kind würde dann realisieren, dass das erstens gar nicht möglich ist und zweitens auch nicht gut wäre, denn auf der Rückseite der Charakterkarte des feurigen Ritters steht, dass dessen gute Absicht darin besteht, für den Selbsterhalt zuständig zu sein. Sie können diese Erkenntnis folgendermaßen kommentieren: «Richtig. Der feurige Ritter wehrt sich für dich und schaut, dass du nicht zu kurz kommst. Es wird bestimmt Situationen geben, in denen du froh um ihn sein wirst.»

Abschluss und Hausaufgaben der dritten Konsultation:

Fachperson: «Was hast du heute gelernt? Was kannst du in deinen Alltag mitnehmen?» Die Antwort des Kindes anhören. Sie können ergänzen: «Wir haben heute gesehen, dass es alle deine Burgbewohnerinnen und Burgbewohner gut mit dir meinen. Sie haben gute Absichten mit dir und wollen das Beste für dich.»

Hausaufgaben: «Ich möchte, dass du bis zum nächsten Mal deinen Burgbewohnerinnen oder Burgbewohnern, wenn sie sich zu deinem Problem oder auch sonst melden, Danke sagst. Danke ihnen dafür, dass sie sich so für dich einsetzen.»

Vierte Konsultation

Ziel: Vorläufiger Abschluss und loben der wiedererlangten Selbstwirksamkeit.

Fachperson: «Wie ist es dir ergangen? Hattest du Gelegenheit, deiner Burggemeinschaft Danke zu sagen? Was hast du für Erfahrungen dabei gemacht? Wie hat es sich angefühlt?»

Erneut werden mit dem Kind die erfolgten Bemühungen besprochen, die erfolgreich gemeisterten Situationen werden gewürdigt und kurz skizziert, damit das Kind sich auch in Zukunft erinnern kann. Es wird betont, dass das Kind seine Selbstwirksamkeit steigern konnte.

Je nach Tiefe der Thematik noch weitere Beispiele gemeinsam üben und nachbesprechen. Nach Bedarf alle Skizzen in ein Burggemeinschaftsbuch einkleben und dem Kind als Arbeits- und Erinnerungsbuch mitgeben. Ziel ist es, dass es immer wieder stolz auf seine Erfolge sein kann und sich an den Ablauf erinnert.

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